Hugo Dittberner, geboren am 16.11.1944 in Gieboldehausen (Niedersachsen), Sohn eines Buchhalters. Von 1956–1965 im Schülerwohnheim in Bad Nenndorf. Nach dem Abitur Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie in Göttingen. 1972 Promotion über Heinrich Mann. Lebt als freier Schriftsteller in Kalefeld (Niedersachsen).
* 16. November 1944
von Gustav Zürcher
Essay
„KEINE VERÄNDERUNG / MIT EINEM MORSCHEN PRIVATLEBEN! und: wir sollten / auch für große Ziele nicht die kleinen Gemeinheiten / in Kauf nehmen. / Auch in der stärksten Stimme klingt manchmal / ein kindliches Schluchzen nach: vergessen wir das / nicht!“ Mit diesen Sätzen aus dem „Brief in die Saunen der Jungsozialisten“ („Der Biß ins Gras“, 1976) spricht Hugo Dittberner eine Erfahrung aus, die der Leser mit fast jedem seiner Gedichte und Prosatexte machen kann. Das ‚morsche Privatleben‘ ist der thematische Kern, um den sich die Texte gruppieren lassen. Doch gibt sich dieses Leben nicht so privat, daß es seine verdeckte Öffentlichkeit verkennen würde, noch ist es so morsch, daß im tödlichen Ritual trainierter Alltagspraxis die Hoffnung auf „VERÄNDERUNG“, die ‚großen Ziele‘ abgestorben wären. Nirgendwo verlockt den Autor der Befund über die Brüche im eigenen Ich und in den zwischenmenschlichen Beziehungen dazu, sich in der resignativen Behaglichkeit des Selbstmitleids einzurichten, es beim ...